Die Geburt des modernen Postwesen um 1490
Kaiser Maximilian I. und Franz von Taxis kann man als Väter des europäischen Postwesens bezeichnen. Sie legten den Grundstock für den Aufbau einer funktionierenden Post, indem sie dafür sorgten, dass Pferdewechselstationen in benötigten Abständen entlang genaustens festgelegter Postrouten Reitpferde bereit hielten. So konnte der ankommende Postreiter umgehend auf frische Tiere umsteigen und unverzüglich die nächste Etappe in Angriff nehmen, was natürlich die Laufzeiten eines Poststückes enorm verringerte.
Der hier links gezeigte Brief, von Kaiser Maximilian selbst unterzeichnet, wurde am 24. Februar 1511 in Würzburg geschrieben. Ein Kurier brachte ihn nach Rheinhausen. Von dort erfolgte die Weiterbeförderung über die 1490 gegründete Postroute Innsbruck-Mechelen, bis er seinen Zielort Lalaing in Flandern erreichte.
Von der kaiserlichen Poststation zur bayerischen Posthoheit
1490 wurde der Rat der freien Reichsstadt Speyer zweimal von Kaiser Maximilian angeschrieben, in seinen Mauern eine Postreiter-Station auf der Poststrecke von Innsbruck
nach Mechelen in Belgien einzurichten. Doch der Rat antwortete auf die beiden Schreiben nicht,
so dass die Postreiter-Station auf der Speyer gegenüberliegenden Rheinseite in Rheinhausen errichtet wurde.
1669 wird laut Feuser/Münzberg zum ersten Mal ein kaiserliches Reichspostamt Speyer erwähnt. Die handschriftliche Aufgabebezeichnung „De Spire“ auf den Briefen wird erstmals 1709 verwendet.
Ab ca. 1735 tauchen nacheinander verschiedene Einzeiler-Stempel auf: „SPIRE“, „DE SPIRE“, „DE SPIER“, „PP/SPIRE“, „100 SPIRE“, P100P SPIRE“ (u.a. aus Feuser/Münzberg: Deutsche Vorphilatelie). Ob sie allerdings alle vorlagen?
Im September 1792 besetzen französische Revolutionstruppen unter General Custine zum ersten Mal die Stadt Speyer, nach der fünften Besetzung im Oktober 1796 bleiben sie bis Ende Januar 1813. Am 9.Februar 1801 wird durch den Friedensschluss von Luneville Speyer sogar dem französischen Staat einverleibt. Speyer wird eine französische Stadt und gehört zum Départment Mont-Tonnérre (= Donnersberg) mit der Départementszahl 100. Die Franzosen verwenden sowohl den Einzeiler „SPIRE“, „SPEYER“, „SPEIER“, PP/SPIRE“ als auch die neuen Départements-Stempel „100 SPIRE“ und „P.100 P. SPIRE“.
Nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 werden die Franzosen durch die Verbündeten unter Preußens Führung immer mehr zurückgedrängt. Ende Dezember 1813 verlassen sie die Pfalz und damit auch Speyer. Die Postverwaltung wird von den Verbündeten Thurn und Taxis übertragen, die sowohl den französischen Départements-Stempel, freilich aptiert, weiterverwenden als auch einen neuen Einzeiler „SPEIER“ einsetzen.
Als Bayern, dem am 14.April 1816 die Pfalz zugeschlagen wird, am 1.Mai 1816 die Posthoheit übernommen, bleibt der T.u.T.-Einzeiler weiterhin in Gebrauch. Ab 1817 tauchen die ersten bayrischen Zweizeiler auf, zunächst in schwarzer, später dann in roter Farbe. 1833 bis 1836 werden sie von dem roten Fingerhut-Stempel abgelöst, danach tauchen verschiedene rote Halbkreis-Stempel auf.